Kaiserhof" und "Heitmanns Höh’" - Vor 200 Jahren begann der Bau einer Straße, die #Harburg #Tostedt bis heute wesentlich prägt: Die Bremer Straße. Der Auftraggeber: Napoleon Bonaparte.

Die Kosten für den von französischen Besatzern aufgezwungenen Bau der Bremer Straße zwangen Harburg finanziell in die Knie. Denn die Franzosen zahlten noch nicht einmal die Hälfte dessen, was die Stadt ausgeben musste. In Harburg wurde mit einer Sammlung begonnen, die aber nur zögerlich angenommen wurde.

Um die Arbeiter bezahlen zu können, griff der Bürgermeister in die Commune-Kasse, den Rest lieh er sich. Da er nicht zurückzahlen konnte, wurde er später von den Gläubigern recht beleidigend angegriffen.

Die Straßenarbeiten sind nach den historischen Quellen wohl nicht vor Ende Oktober 1812 fertig geworden, ein Schlussbericht liegt nicht vor. Im August wurde das Pflanzen von Bäumen befohlen. Allein Harburg sollte 282 italienische Pappeln und 162 Rotbuchen liefern, Eißendorf sogar 368 Pappeln und 212 Buchen. Auch hier reichte der Bürgermeister einen Antrag auf Befreiung ein, eine Entscheidung der Regierung fehlt.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Bremer Straße südlich der Einmündung Steinikestraße fast ohne Bebauung. Lediglich im Bereich der Einmündung der Hohen Straße standen einige Häuser. Zu dieser Zeit lag das Gebiet weit außerhalb der eigentlichen Stadt. Bis zum Ersten Weltkrieg waren dann die ersten Häuserblocks und Wohngebäude entstanden. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde mit einer systematischen Bebauung begonnen. Bereits 1892 war auf der Westseite der Neue Friedhof eröffnet worden. Daraufhin errichtete der spätere Friedhofsinspektor Adolf Hoff das romantische Blockhaus (Bremer Straße 241) als Gaststätte.

Weiter südlich gab es zunächst nur Häuser im Bereich von Appelbüttel und Lürade, erst nach der Jahrhundertwende begann eine langsame Ansiedlung von Landhäusern, Villen und Einfamilienhäusern.

Als größtes Bauwerk entstand 1911 inmitten einer riesigen Parkanlage die Villa des Unternehmers Arnold Mergell (Bremer Straße 313).

Weitgehend in Vergessenheit geraten ist auch der Umstand, dass die Bremer Straße von der Lüneburger Straße bis Appelbüttel von der Straßenbahn befahren wurde. Die Schienen lagen teilweise bis in die 70er- und 80er-Jahre noch. Anlieger berichten, dass die Bahn beim Abzweig von der Lüneburger Straße wegen des leichten Anstiegs häufig aus den Schienen gesprungen sei.

Wer heute die Straße von Harburg nach Tötensen fährt, kann ihr nicht mehr so folgen wie noch vor 40 Jahren. Denn das erste Stück in der Harburger Innenstadt ist zur Fußgängerzone geworden. Auch der Bereich zwischen Appelbüttel und Lürade hat sich verändert. Durch den Bau der Autobahn und der Auffahrt in Richtung Süden muss man jetzt an einer Ampel Richtung Osten abbiegen, um wieder auf die alte Trasse zu kommen.

Wenn man heute die Bremer Straße entlanggeht, -radelt oder -fährt, sieht man nicht mehr viel von der Vergangenheit. Gleich an der Ecke zur Lüneburger Straße befand sich mit dem "Hotel Kaiserhof" das erste Haus am Platz. Auch das Ausflugslokal "Heitmanns Höh’" ist verschwunden. Im jetzigen Fußgängerzonenbereich gab es die "Imperial-Bar", gleich gegenüber unterrichtete Henri Knupper seine Klavierschüler. Wer in Harburg auf sich hielt, schickte seine Kinder zu ihm.

An der Ecke zur Rathausstraße entstand noch vor dem Ersten Weltkrieg das Gebäude der Hannoverschen Bank. Der Schriftzug steht bis heute am Haus, das inzwischen von der Deutschen Bank genutzt wird. Auf der gegenüberliegenden Seite war 1894 als zweite Harburger Stadtkirche die St.-Johannis-Kirche geweiht worden. 1932 kam der schon damals umstrittene "Soldat" von Hermann Hosaeus dazu. Während die Kirche im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs unterging, überstand das Denkmal den Feuersturm nahezu unversehrt. Die Kirche wurde 1954 als damals modernster Kirchenbau Norddeutschlands wieder aufgebaut. Gleich hinter der Kirche, östlich der Bremer Straße, liegt der Alte Harburger Friedhof. Begraben liegen hier alle namhaften Harburger.

Wie mächtig der in Zwangsarbeit aufgeschüttete Damm in Tötensen ist, erkennt man am besten, wenn man der B75 (die hier Hamburger Straße heißt) nach Osten in den Woxdorfer Weg fährt und dann gleich wieder links in den Birkenweg. Manch einer kommt hier ins Staunen - denn oben auf der von Napoleon initiierten Straße hat man keine Vorstellung davon, wie tief es rechts und links vom Straßenrand abwärts geht.

Quelle: http://www.han-online.de/Harburg-Stadt/article61617/Kaiserhof-und-Heitmanns-Hoeh.html

Reply · Report Post